Counterintelligence

Eric Gujer beschrieb am 6. Dezember 2024 in der Neuen Zürcher Zeitung einen letztendlich deprimierenden Vorgang: “Man nehme ein zweitrangiges Detail, füge eine Portion Empörung hinzu und rühre das Ganze so lange, bis der Brei der Halbwahrheiten schön sämig ist. Dann serviere man ihn der Öffentlichkeit als feststehende Tatsache.”

Hierbei ging es um die lächerliche Debatte, die in den deutschen Medien einsetzte, als diese ganz erschrocken den Begriff “D-Day” in einem Papierchen der FDP entdeckten.

(Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Beach_Defenses,_Normandy,_May_6_1944.jpg)

Die devote Antwort der Betroffenen resultierte im Rücktritt eines Generalsekretärs und eines Bundesgeschäftsführers. Während sich die NZZ nicht ganz unberechtigt um die liberale Grundverfassung Deutschlands Sorgen macht, sorge ich mich mal wieder mehr um die Sachkenntnis jener Journalisten und Redakteure, die sich mittlerweile alle irgendwie als investigativ arbeitende Detektive im Auftrag des Guten betrachten.

Ich unterstelle daher, dass von den Medien, die sich über das schrecklich Militaristische der FDP aufgeregt haben, wie üblich kurz Google bemüht und nach der Bedeutung des Begriffes D-Day “intensiv und gründlich” gesucht wurde. Klar, dass dabei erstmal nur eine Sache rauskommt: Krieg, 1944, Normandie usw. Aber wie so oft ist es nicht ganz so simpel und daher kläre ich gerne auf. Man nehme ein anständiges Nachschlagewerk und schon stellen sich Ruhe und Besonnenheit ein (hoffentlich). Demnach ist die Definition von D-Day:

“The day on which an operation commences or is due to commence. This may be the commencement of hostilities or any other operation.”

Nachzulesen in dem praktischen Buch “words of intelligence” von Jan Goldman – bei mir übrigens in der zweiten Auflage, S. 98.

Es gibt übrigens noch den E-, K- und M-Day sowie die H-Hour, aber ich möchte nicht penetrant wirken.

Letztendlich kann man diese ganze Geschichte, die wirklich niemanden außerhalb Deutschlands interessiert, abhaken und vergessen, aber da ein solcher Kleinkram in Deutschland mittlerweile wichtiger geworden ist als praktizierte, effiziente Politik,  könnte man noch über “das Beratungsdilemma” in Deutschland nachdenken., welches Susanne Cassel so interessant als “Dilemma wissenschaftlicher Politikberatung in Deutschland” in dem Buch”Information und Entscheidung” erläutert. Achtung: Auf dem Buchdeckel ist der böse Gerhard Schröder abgebildet! In anderen Worten: “Die Beratungsvorschläge aus den Think Tanks sind jedoch meist nicht dazu geeignet, die Wiederwahlinteressen der Politiker zu fördern.” Die deutschen Medien wissen es ja ohnehin besser und man kann sie nicht beraten. Aber die Politik sollte sich offener für Beratung zeigen und insofern hätten sowohl FDP als auch die anderen Parteien sich vorab Rat bezüglich ihrer jeweiligen Wortwahl einholen sollen.