Black Operations, „nasse Angelegenheiten“ usw. sind in jeder Hinsicht besonders spannend. Es ist allerdings schwierig, in diesem Bereich zu recherchieren. Etwaige Zeugen sind entweder verschwunden, tot oder wollen nicht reden. Man ist also beschäftigt mit viel Frickelarbeit und Gesuche. Kann aber Spass machen. Findet ein name dropping statt, dann ist es heikel, diese Namen ohne weiteres zu verwenden. Das bedeutet: Intensives Gegenchecken und Prüfen auf Plausibilität hin. Manche Namen werden nur in Teilen wiedergegeben oder gleich falsch geschrieben. Es besteht die Gefahr, dass man nur das Fragment eines Namens verwertet oder aber dem kompletten Namen aus Unkenntnis noch einen weiteren hinzudichtet. Beispiel: Lo Ping, ein Doppelagent, der sowohl für den taiwanesischen als auch den chinesischen Geheimdienst gearbeitet hat und seit ein paar Tagen eingebuchtet worden ist. Allerdings hat er für drei Jahre Zulieferung an die Chinesen nur ca. 40.000 US $ bekommen – das ist nicht besonders viel, wie ich finde. Nun gut, es wird also nach Lo Ping recherchiert und ein… sagen wir: eifriger Beamter der Spionageabwehr wird ganz hektisch und ruft: Chef, Chef, ich habe was gefunden! Und was hat er gefunden? Einen Eintrag in einer Liste, in der zwar auch Lo Ping auftaucht, aber eben nicht nur Lo Ping:
Und das ist natürlich falsch. So etwas scheint immer wieder vorzukommen – nicht anders kann ich diverse Pannen interpretieren, von denen ich ab und an lese. Und da sich die Leute in den falschen Momenten auf die schöne Software verlassen, landet dieser Eintrag dann ebenfalls in der Datenbank und verhunzt die eigentlich ganz sinnvolle Visualisierung. Pech.
Ich bin großer Fan von Personenlisten, die sich auf Tätigkeiten im Bereich Horch und Guck, Lug und Trug usw. beziehen. Man kann da endlos viele Querverbindungen ziehen und oft ganz erstaunliche Zusammenhänge erkennen. Diese Zusammenhänge sind natürlich häufig völlig offensichtlich und eigentlich nicht weiter der Rede wert. Sie sind dann letztendlich „nur“ politisch, zumal es sich um politisch exponierte Personen handelt. Es ist also unbedingt empfehlenswert, sich auch graue Literatur oder eher unbekannte, interne Publikationen zu Gemüte zu führen, um sehen zu können, welch erstaunlichen Werdegang manche Personen genommen haben. Werfe ich z. B. einen Blick in das aktuelle Heft des Wirtschaftsforum Nach- und Mittelost (No. 1, January/ February 2011), dann wird mir fast schlecht, wie dort gewisse Personen hofiert werden, die vor kurzem noch als Despoten und Menschenschlächter verachtet waren. Im konkreten Fall geht’s um Libyen und die warmen Worte, die unser aller lupenreiner Demokrat und Ex-Bundeskanzler Atze S. findet. Was solls. Wichtig sind solche Machwerke dennoch, denn oft lassen sich dort ein paar Fotos von Personen finden, die ansonsten eher im Verborgenen agieren.
Ich betrachte gerade eine iranische Liste, die angeblich vom Mossad liquidierte Nuklearwissenschaftler aufführt:
Yahya Amin al-Mushed
Samirah Musa
Samir Naguib
Nabil al-Laqeeni
Nabil Ahmed Fleifel
Ali Moustafa Mosharafa Pasha
Gamel Hamdan
Salwa Habib
Saeed al-Bodair
Ramal Hassan Ramal
Hasan Kamel al-Sabbah
Nun könnte es spannend werden, denn diese Namen lassen sich in diversen Datenbanken recherchieren. Ich gehe hier nicht weiter darauf ein. Interessant wäre es auch, die heutigen Liquidationen, ganz allgemein, zu untersuchen. Da gibt es ein Projekt, welches sich mit dem “Verschwinden” von Wissenschaftlern befasst. Ursprünglich wollte ich darüber meine Diss schreiben, also die Manipulation des Wissenstransfer – unter Umständen mittels 9 mm. Ich habe den Eindruck, dass sich hier immer wieder interessante nicht-staatliche Akteure tummeln, deren Dienste womöglich auch vom Mossad in Anspruch genommen werden, wer weiß das schon… Interessieren würde mich auch die Herkunft dieser Leute, wobei ich in einem älteren Posting bereits auf Mexiko hingewiesen hatte. Insofern denke ich, dass die Sicherheitsbehörden auch diese Möglichkeit beachten, wenn es um die Abwehr terroristischer Angriffe bzw. Anschläge geht. Viridiana Rios meint zu Mexiko: “…For 15.000 (Euro), an expert can kill the chief of police in Mexico City…”. Das ist ja nicht so teuer. In anderen Ländern siehts anders aus, oft ist es dort viel teurer. Es gibt dazu auch eine interessante Studie der Australier. Das alles kann man hier nachlesen: http://www.isn.ethz.ch/isn/Current-Affairs/ISN-Insights/Detail?lng=en&id=122286&contextid734=122286&contextid735=122282&tabid=122282 (06.01.2011).
Die Welt ist schlecht. Wie es die Herald Tribune bereits am 14.04.2010 schrieb: „State-sponsored assassinations are back in season.“
Das ist wohl die traurige Wahrheit und ich traue keiner Regierung, die behauptet, dass sie so etwas niemals tun würde oder jemals getan hat.